Es gibt kei­ne dum­men Fra­gen. Wirk­lich?

Dozent: Herr Max Lüscher-Marty. Institut für Banken und Finanzplanung.

Bei solchen Fragen versuche ich vom Bekannten auszugehen. Dafür vergleiche ich die Kursausschläge an den Aktienmärkten bspw. mit den Körpergrössen von Menschen. Wie stark weichen diese vom Mittelwert ab? Darum geht es beim Modell der Standardabweichung.

Der Schweizer Aktienmarkt hat eine jährliche Standardabweichung von etwa 20 Prozent. Grundlage dafür sind Beobachtungen über viele Jahre. Man zieht Historisches in Betracht, schaut sich zum Beispiel an, was in den Dreissiger Jahren passiert ist, welche Abweichungen die Weltwirtschaftskrise erzeugte und fragt sich: Was bedeutet das für uns heute? Theorie und Praxis arbeiten bei diesem Thema also Hand in Hand. Das Wissen um die Standardabweichung ist für alle angehenden Finanzfachleute grundlegend. Die Durchschnittsrendite des Schweizer Aktienmarktes liegt bei etwa acht Prozent. Auf der Basis einer Standardabweichung von rund 20 Prozent kann ich nun ausrechnen: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit eine Rendite von mehr als 10 Prozent zu generieren? Wie hoch ist das Risiko, in einem Aktienjahr mehr als 30 Prozent zu verlieren? Aus meiner langjährigen Erfahrung weiss ich: Das Gespür für Risiken an den Finanzmärkten ist schlecht ausgeprägt. Und das nicht nur beim Durchschnittsschweizer mit einer Körpergrösse von 1 Meter 78, sondern zuweilen auch bei Anlageberatern, Vermögensverwaltern oder Portfoliomanagern.

Deshalb ist es mir wichtig, aus meinen Studierenden risikokompetente Fachexperten zu formen. Meine Erfahrung ist: Mit anschaulichen Vergleichen aus dem alltäglichen Umfeld macht man komplexe Sachverhalte nicht nur verständlich, man erhöht auch die Aufmerksamkeit der Studierenden. Ist es die Marktstimmung, die eine Aktie beeinflusst? Oder umgekehrt? Ist es die Körpergrösse, die das Gewicht beeinflusst? Oder umgekehrt? Denken Sie mal drüber nach!