Sie haben also die trockene Theorie etwas lebendiger gemacht?
Etwas lebendiger? Viel lebendiger! Eine «E-Session» bietet verschiedene Lernvideos, Fallstudien, Karussells mit Zusatzinformationen, Wissenshäppchen, Quizfragen, Tests – da klickt man sich richtig gerne durch! Die bisherigen Rückmeldungen sind eindeutig: Studierende lieben diese Interaktivität. Auch aus didaktischer Sicht erreichen wir mit «Akapedia 2.0» mehr als mit einem Buch. Nehmen Sie beispielsweise irgendeine Grafik. In einem Theoriebuch wird sie fertig abgedruckt, garniert mit einem Begleittext. In einem Erklärvideo können wir sie entwickeln, ihre Achsen, Felder oder Werte erklären und das Wissen so schrittweise aufbauen. Für Verständnis, Interesse und Motivation ist das optimal.

Verändert «Akapedia 2.0» damit auch den Präsenzunterricht?
Ja, ganz klar. In den «E-Sessions» werden die Grundlagen von den Studierenden selbstständig aufgebaut. Da viele unserer Dozierenden als Fachautoren am Projekt mitgewirkt haben, wissen sie also, welches Wissen sie voraussetzen können. Das bedeutet, dass sie sich im Unterricht weniger der Vermittlung von Grundlagen und viel mehr deren Vertiefung, Anwendung und Umsetzung widmen können. Letztlich entspricht dies doch der Realität in der Arbeitswelt: Heute sind Teamarbeit, Kommunikation und Präsentation wichtig. Es ist richtig und wichtig, dass sich dies im Unterricht spiegelt.
An der Akademie St.Gallen können Lehrgänge aktuell per Livestream besucht werden, «Akapedia 2.0» ermöglicht und verbessert das Selbststudium. Ersetzen solche Lernmethoden den Präsenzunterricht bald ganz?
Jein. Einerseits sind die digitalen Lehrmethoden attraktiv, vielfältig und unglaublich effektiv. Die Idee für «Akapedia 2.0» entstand bereits vor Jahren aus der Erkenntnis heraus, dass die Digitalisierung auch den Bildungsbereich umwälzen würde. Andererseits wissen wir alle nach zwei Jahren Online-Unterricht, dass wir den Präsenzunterricht nicht ersetzen können oder wollen. Wir sind menschliche Wesen, wir brauchen den Austausch mit anderen. Als Dozent fühle ich mich besser, wenn ich auf einen Blick erfassen kann, wie die Klasse reagiert und tickt. Ich kann mit Beispielen aus der Praxis auf Fragen reagieren oder Diskussionen anregen. In Zukunft wird ein Teil des Unterrichts im Online-Selbststudium stattfinden und ein Teil live, mit oder ohne Präsenz im Klassenzimmer.

An der Akademie St.Gallen können Lehrgänge aktuell per Livestream besucht werden, «Akapedia 2.0» ermöglicht und verbessert das Selbststudium. Ersetzen solche Lernmethoden den Präsenzunterricht bald ganz?
Jein. Einerseits sind die digitalen Lehrmethoden attraktiv, vielfältig und unglaublich effektiv. Die Idee für «Akapedia 2.0» entstand bereits vor Jahren aus der Erkenntnis heraus, dass die Digitalisierung auch den Bildungsbereich umwälzen würde. Andererseits wissen wir alle nach zwei Jahren Online-Unterricht, dass wir den Präsenzunterricht nicht ersetzen können oder wollen. Wir sind menschliche Wesen, wir brauchen den Austausch mit anderen. Als Dozent fühle ich mich besser, wenn ich auf einen Blick erfassen kann, wie die Klasse reagiert und tickt. Ich kann mit Beispielen aus der Praxis auf Fragen reagieren oder Diskussionen anregen. In Zukunft wird ein Teil des Unterrichts im Online-Selbststudium stattfinden und ein Teil live, mit oder ohne Präsenz im Klassenzimmer.
Warum hat die Akademie «Akapedia 2.0» von A bis Z in Eigenregie entwickelt und umgesetzt?
Vergleichbare Plattformen wären zwar vorhanden gewesen, doch wir sind der Überzeugung, dass neben unseren Dozierenden vor allem unsere eigenen Lehrmittel massgeblich zum Erfolg der Akademie beitragen. Mit «Akapedia 2.0» haben wir heute nicht nur ein neues Lehrsystem, sondern genau die richtigen Inhalte für die Bedürfnisse unserer Studierenden. Und: wir können sie immer aktuell halten. Theoriebücher altern sehr schnell. Das vermittelte Wissen im Marketing etwa stammt teilweise noch aus den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dienstleistungen, die heute 70% des Marktes ausmachen, werden da auf drei oder vier Seiten abgehandelt. Das wollen wir besser machen. Wir thematisieren auf «Akapedia 2.0» heutige Geschäftsmodelle wie die von Apple, Google oder Tesla – und wenn ein neuer, wichtiger Trend auftaucht, können wir zeitnah darauf eingehen. Unser Langfristziel ist es, die Lehrmittel sämtlicher Lehrgänge so aufzubereiten.
Sie üben sich seit Jahren in Zen-Meditation und Achtsamkeit. Hat diese Leidenschaft das Projekt mitgeprägt?
Achtsamkeit spielt bei mir immer eine Rolle, im Privat- ebenso wie im Berufsleben. Ich bemühe mich, möglichst im Moment zu leben, sehr offen zu sein und in guter Verbindung zu den Menschen in meiner Umgebung. Achtsamkeit gibt mir heute mehr Gelassenheit. Auch im Umgang mit grossen, langjährigen Projekten. Als junger Mensch wollte ich immer alles sofort und exakt so, wie ich es mir vorstellte. Heute ertrage ich, dass sich etwas nach und nach entwickelt – und gerade dadurch eine höhere Qualität entwickelt.

Herr Bächle, Sie haben als Leiter Digitales Lernen das Thema E-Learning an der Akademie St.Gallen vorangetrieben und das neue Lernkonzept für die Höhere Fachschule in den letzten vier Jahren mitentwickelt. Was ist «Akapedia 2.0» und was kann es?
«Akapedia 2.0» ist unsere Geheimwaffe gegen das kurzfristige Auswendiglernen. Viele überfliegen den Stoff im Unterricht einmal und büffeln ihn dann kurz vor der Prüfung mühsam ins Kurzzeitgedächtnis. Diese Form des Lernens ist nicht nachhaltig und für alle Beteiligten unbefriedigend, vor allem auch für uns Dozierende. «Akapedia 2.0» erlaubt den Studierenden, sich mit dem Stoff intensiv und selbstständig auseinanderzusetzen. Da alle Inhalte mobile-tauglich sind, können sie damit arbeiten, wann und wo sie wollen.